Gedichte und Lieder klingen häufig in mir. Manche stellen sich ein, weil sie wegen eines Geschehens gerade eine unmittelbare Bedeutung für mich haben.
Das Lied „Aufenthalt“* aus dem Schwanengesang von Franz Schubert geht mir nach dem Tod meines Bruders nicht mehr aus dem Sinn, bis ich es mir klangkünstlerisch anverwandle, so dass es sich von dem Schubertlied löst, d.h. eigenständig wird.
Ich greife die Welle als das Motiv auf, das ich als fließende Wasserwelle hörbar und als dunkelgrau-schimmernde Stoffwelle sichtbar mache. Der Stoff verdeckt die flachen Lautsprecher, durch den Field Recordings von Flüssen dringen sowie Rauschsequenzen und klangbearbeitete Wassergeräusche, die strömen, murmeln, gluckern, rieseln, rinnen, perlen, raunen, säuseln…, verebben und wieder auftauchen.
Man kann sich am „Ufer“ aufhalten – und den feinen Variationen und Überlagerungen des Klangflusses zuhören: Wie sich die Welle an Welle reiht
Wie sich die Welle an Welle reiht
Klanginstallation, variable Größe (ca. 245 x 85 x 9 cm), Stoff, Lautsprecher, 8-kanalige Klangkunstkomposition, Speichermedien/Kabel/Audiotechnik
Flussauf – flussab BBK Kunstforum, Düsseldorf, 2015
*Aufenthalt
Rauschender Strom,
Brausender Wald,
Starrender Fels
Mein Aufenthalt.
Wie sich die Welle
An Welle reiht,
Fließen die Tränen
Mir ewig erneut.
Hoch in den Kronen
Wogend sich’s regt,
So unaufhörlich
Mein Herze schlägt.
Und wie des Felsen
Uraltes Erz,
Ewig derselbe
Bleibet mein Schmerz.
Rauschender Strom,
Brausender Wald,
Starrender Fels
Mein Aufenthalt.