In der Großstadt an einer Hauptverkehrsstraße aufzuwachsen, heißt, mit Verkehrslärm zu leben: Es gibt laute Motorengeräusche, Reifen prasseln über die Pflastersteine und zwischen den breiten Fahrbahnen rattern und quietschen die Straßenbahnen. 

Bei uns ist alles verkabelt. Mein Vater (Elektroingenieur) verlegt gerne Leitungen, so dass wir schon früh mehrere Telefonstationen und ein ausgeklügeltes Lautsprechersystem haben. Man kann die Lautsprecher in unterschiedlichen Räumen gezielt oder auch alle zusammen ansteuern, so dass das gesamte Haus klingt. – Da für ein Klavier der Platz fehlt, erkunde ich stattdessen die Klangmöglichkeiten, die eine „Philicorda“ bietet.

Wenn mein Vater am Wochenende in seiner kleinen, aber gut bestückten Werkstatt etwas baut oder repariert, liebe ich es, ihm zur Hand zu gehen. – Meine Mutter gibt schweren Herzens ihre Berufstätigkeit auf, um meinen geistig behinderten Bruder Bernd gesellschaftlich zu integrieren, was auch Jahre nach der NS-Zeit Pionierarbeit ist. – Idealistisch und engagiert zu sein, ist in unserer Familie wichtig, Geltungsstreben ist hingegen unerwünscht.

Neben Kunst und Musik interessiert mich in meiner Schulzeit besonders das Fach Chemie. Elemente, Formeln und die Experimente faszinieren mich. Im Leistungskurs Kunst lerne ich früh viele Techniken kennen und genieße die häufigen Ausstellungsbesuche in der Kunsthalle und im Kunstverein.

Die Leidenschaft für die Oper führt dazu, dass meine Freundin und ich manche Schulstunde versäumen, da der „Kulturring der Jugend“ um Punkt 12 Uhr nur wenige günstige Opernkarten verkauft. – Selbst singen wir u.a. im „Hamburger Jugendchor“ unter Jürgen Luhn und haben Stimmbildung bei Peter Anders jr.

Gibt es an der Hochschule für bildende Künste Hamburg einen Fachbereich, den ich nicht erkunde, ehe ich an die Kunstakademie Düsseldorf wechsle, wo man noch in „Klassen“ arbeitet? Mein Dank gilt besonders: Fritz Seitz, Udo Pillokat, Ulrich Rückriem, Franz Erhard Walther, Joachim Albrecht, Almir Mavignier, Gerhard Rühm, Eberhard Pook, Kurd Alsleben, Alex Diel und Rissa.

Als ich in Wuppertal nebenbei Musik studiere (Hauptfach Gesang sowie Klavier und Flöten), komponiere ich aus Teesorten, Kräutern oder Gewürzen kleinformatige Bilder, die man sowohl sehen als auch riechen kann, und lote unterschiedliche bildnerische Darstellungsformen von musikalischen Inhalten oder Strukturen aus. (Der Sound kommt vom Kassettenrecorder oder Tonbandgerät.)

Ehe ich mich versehe, habe ich eine kleine Familie, so dass wir nun „zu dritt studieren“. Auf den langen Fluren der Kunstakademie kann man prima Laufen lernen…

Ich male zeitweilig streng nach Partitur und entwickle später eigene Spielregeln, nach denen ich zunächst großformatige farbige Notationen gestalte, die sich schließlich als raumgreifende Mobiles oder klingende Säulen in den Raum ausdehnen.

Seit Jahren arbeite ich am liebsten lange und intensiv an ortsbezogenen Klanginstallationen oder an eigenen Themen. Mich reizen Gestaltungschancen und besonders sinnesübergreifende künstlerische Fusionen. Die Materialien meiner Installationen oder Objekte sind selten „klassisch“ oder edel, sondern meist adaptiert, oft „arm“ – und das gilt auch für mein jeweiliges Audiomaterial. Es umfasst Field Recordings, vor Ort Aufgezeichnetes, Samples von analogen sowie elektronischen Instrumenten oder von Effektgeräten, Computerklänge, Musikfragmente, Stimmen (u.a. Lachen, Summen, Flüstern), Geräusche, Rauschen…

Meine Werkgruppen verzweigen sich immer weiter, denn mein künstlerisches Konzept ist beweglich. Bei dem Besuch von markanten Landschaften, Orten oder Gebäuden erwachen in mir Klangvorstellungen, und auch geschichtliche oder gesellschaftliche Themen oder Literatur können auditive Assoziationen in mir hervorrufen.

Die intensiven künstlerische Prozesse, die ich in Verbindung mit meinem jeweiligen Thema durchlaufe, sind – unabhängig von dem jeweiligen Ausgangspunkt – häufig ähnlich. Reine Studioarbeit ist mir oft zu unsinnlich: Ich möchte meine Klänge spüren, einspielen oder kneten. Neben Farben oder Licht mixe ich Kräuter, Gerüche oder Düfte, um meinen Rezipient*innen komplexe klangkünstlerische Situationen zu bieten.

Bei meinen sinnesübergreifenden Projekten, von denen ich hier eine Auswahl zeige, können die Beschreibungen und audiovisuellen Dokumentationen weder räumliche noch kinästhetische Erfahrungen übertragen. Die olfaktorischen, gustatorischen oder taktilen Komponenten meiner Installationen fehlen im Internet. Wer meine Homepage besucht, braucht daher etwas Phantasie, um die digitalen Aufzeichnungen meiner hier gezeigten Arbeiten in der eigenen Vorstellung zu ergänzen.