Starlings

Das 1865 gegründete „Eisenwerk Nagel & Kaemp“ produziert Schiffs- und Hafenkrane, die noch in vielen Häfen zu finden sind, erkennbar am markanten Signet/Schriftzug „Kampnagel“. – Der Amerikaner McLean, Sohn schottischer Einwanderer, führt 1956 den Container als universal verwendbares Transportbehältnis für den Handel ein, so dass der Bedarf an Stückgutkranen Ende der 60er Jahre sinkt und die Kampnagelfabrik schließen muss. – Seit den 1980er Jahren sind die Kampnagel-Hallen Kulturraum besonders für Theaterveranstaltungen. Die Piazza ist die erste Station des Klang!-Containers*, für den ich eine ortsbezogene Klanginstallation entwickel.

In einer kleinen schottischen Hafenstadt im County Fife zieht mich im Sommer ein überdimensional großer „Container“, die rostige Wellblechhalle einer ehemaligen Bootswerft, in den Bann. Jeden Abend bewegt sich ein kreischender Schwarm Stare** auf die löchrige Werft zu, versammelt sich pfeifend, rufend, lärmend auf dem Dach und zieht sich später ins Innere zurück, wo das Spektakel fortgesetzt wird. Die Halle bündelt und verstärkt die Vogelstimmen, wird Resonanzraum. – Wegen des beißenden Gestanks der Exkremente sind die Aufnahmen eine Herausforderung, doch das Krakeelen der lautstarken ,leicht heiseren „starlings“ soll das Klangmaterial meiner Installation am Container* auf Kampnagel bilden.

Um das Vogelgeschrei der Stare klanglich auszuweiten und mit dem Großstadtrauschen in Beziehung zu setzen, bearbeite, verfremde und schichte ich die Vogelstimmen. Cluster meiner Originalaufnahmen bilden meine erste Klangschicht. Aus ihr löse ich neue Samples, die ich wiederum als „bewegte Cluster“ einspiele, und wiederhole das Verfahren noch ein drittes Mal, so dass drei Gradationen von farbig rauschenden Vogelstimmen entstehen.

In den Abendstunden übertragen 10 auf den Dächern am Klang!-Container positionierten Lautsprecher ein Echo, Raunen und Rauschen der „starlings“ vor der Geräuschkulisse Hamburgs auf Kampnagel.


Starlings
Ortsbezogene Klanginstallation im öffentlichen Raum,10-kanalige Klangkunstkomposition, 10 Lautsprecher, Speichermedien/Kabel/Audiotechnik

KLANG!-Start Auftaktfestival, Klanginstallation am Klangcontainer, Kulturstiftung des Bundes: Netzwerk Neue Musik, Kampnagel, Hamburg

Ausstellungsflyer.pdf


*Im Rahmen eines 15 Städte umfassenden Vorhabens zur Förderung von Neuen Musik der Kulturstiftung des Bundes nimmt die HfMT Hamburg mit dem Projekt „Klang! Container“ teil, der durch die Stadtteile Hamburgs reist. Architekturstudenten der HCU entwickeln einen Container mit transluzierenden Wänden, Hamburgs kleinster Konzertsaal auf Zeit, der in den Abendstunden leuchtet und an jeder neuen Position mit jeweils ortsbezogenen Klanginstallationen besondere Hörangebote bietet. – Das Auftaktfestival „Klang! Start“mit der Eröffnung des KLANG!-Containers findet auf Kampnagel statt, so dass ich für die erste ortsbezogene Klanginstallation die Geschichte des Schauplatzes, der ehemaligen Maschinenfabrik Kampnagel, in Hamburg Winterhude erkunde.

**Unter den Singvögeln sind Starenmännchen die Schauspieler, da sie in der Lage sind, andere Vogelstimmen oder Umgebungsgeräusche zu imitieren und ein wiedererkennbares Repertoire ausbilden.