Passaggio – Staccato

Das Gebäude der Akademie der Künste am Pariser Platz wird 2005 vom Architekten Günter Behnisch fertiggestellt. Die Glasfassade sowie die Vielzahl der Treppen und Emporen, die verschwenderisch durch den leeren Raum im Inneren führen, sind imposant. Nicht alle Bereiche sind öffentlich zugänglich, manche erweisen sich als Spiegelungen, Scheinräume, man kann sie nur mit den Augen durchschreiten. Im Erdgeschoss sind die historischen Ausstellungssäle perfekt in das elegante Bauwerk integriert worden.

Passaggio – Staccato ist eine ortsbezogene Installation mit Metallfolie, Holz und Ledergeruch, mit der ich temporär die Treppenbereiche akzentuiere.

Schwerpunkt der dreiteiligen Installation ist der klingende Holzweg auf der durch das Gebäude (bis fast zum Ausgang Behrenstraße)führenden langen Brücke im Mezzanim. „Passaggio – Staccato“ kann als unebener Durchgang, Laufsteg oder besser gesagt „Lautsteg“ beschritten werden, da jede Bewegung akustisch quittiert wird. Denn sobald jemand die gestreckte, instabile Bodeninstallation betritt, erklingt deutlich vernehmbar das „Staccato“ der Holzplatten. Das Ohr ist hier beim Gehen auch als Gleichgewichtsorgan herausfordert. Als weit ausgebreitetes Perkussionsinstrument verstanden, kann die Installation mit den Füßen gespielt oder getanzt werden. – Ganz anders hört sich hingegen das Klappern der Holzplatten unter der Brücke im Café an. Geht eine Menschengruppe über die Installation, klingen die Staccato-Holzplatten im Café eher wie gleichmäßiger Landregen.

An der Unterseite des Treppenaufgangs kann man einige Grundrisse architektonischer Elemente (u.a. der historischen Säle) des Gebäudes als kleine Cutouts aus Metallfolie sehen. Sitzt man im Cafe, spiegeln sie den dunklen Fußboden als »schwarze Löcher«, geht man an ihnen vorüber, reflektieren sie gleißend das durch die Glaswand scheinende Licht.

Auf dem Weg zur Dachterrasse kann man eine flüchtige Anspielung auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 als olfaktorischen Sinnesreiz wahrnehmen, denn man spricht immer noch gerne von dem „Leder“, wenn der Ball gemeint ist, auch wenn Fußbälle längst aus Kunststoff gefertigt werden. – Man könnte die Lederaromen der immateriellen Installation auch als eine Ergänzung zur edlen Materialästhetik des noblen Gebäudes verstehen. Doch man sucht hier vergeblich nach einer üppigen Ledercouch.


Passaggio – Staccato
Lichtreflexe, perkussive Bodeninstallation, Ledergeruch Cutouts aus Metallfolie, Holzweg: 2400 x 240 cm, 1000 Holzplatten à 240 x 240 x 12 mm, Aromen

sonambiente berlin 2006 festival für hören und sehen – klang kunst sound art Akademie der Künste am Pariser Platz, Berlin, 2006