Schon bei meinem ersten Erkundungsgang zur Planung einer ortsbezogen Installation fallen mir in Braunschweig die zahlreichen Hausdurchgänge auf. In ihnen hallen meine Schritte jedesmal andersartig. Aus dem „Gehen“* entwickle ich mein Konzept.
Ich entscheide mich für drei hintereinander liegende akustisch reizvolle Durchgänge, um sie klangkünstlerisch mit „Geh-Geräuschen“ zu akzentuieren:
Passage 1 An die Alltagserfahrung meines eigenen lauten Gehens anknüpfend, nehme an mehreren Stellen der Stadt unterschiedliche Schrittgeräusche von Fußgängerinnen und Fußgängern auf. Die perkussiven Samples forme ich zu Klangspuren, die von sechs Lautsprechern übertragen werden und sich mit den Geräuschen der mehr oder minder lauten Gangarten der Passanten mischen.
Passage 2 An die Wand montierte „Chimes“ können im Vorübergehen gestreift oder bespielt werden und die Passage silbrig hell aufklingen lassen.
Passage 3 Eine integrative Tanznotation lädt in den Sprachen und Schriften der Anrainer zum variationsreichen und geräuschvollen Passieren ein.
Passage** 1 – 3
drei aufeinander abgestimmte ortsbezogene Klanginstallationen im öffentlichen Raum
Passage 1 6-kanalige Klangkomposition, 6 Lautsprecher, Speichermedien/Kabel/Audiotechnik
Passage 2 Perkussionsinstrument:Chimes
Passage 3 Wandbild: Tanznotation
Klang-Staetten – Stadt-Klaenge zwischen Puff und Kloster – Internationale Klangkunst in Braunschweig, Allgemeiner Konsumverein e.V., Braunschweig, 2009
*Vgl: KUNSTFORUM International, Bd. 266, Die Kunst des Gehens. Sinnlich – anarchisch – eigensinnig, 2020
**Passage bedeutet u.a.:
– (frz.) Durchgang
– the passage of time
– auditory passage (engl.) – Gehörgang
– Lauf – virtuose einstimmige Tonfolge (Instrumente und Sologesang)
– Textpassage – Textstelle – Passus – Abschnitt
– Reiten im spanischen Tritt: Das Passagieren besteht darin, dass der Trab in verzögerten Tritten ausgeführt wird
– Durchgang des Gestirns durch den Meridian