Von Frau T., die ganz oben im Haus Toosbüystraße 12 wohnt, erfahre ich, dass sie die Gegend hier kennt, noch bevor die Straße angelegt worden ist. Das ist erstaunlich, denn sie besteht seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Wer sich Ende der 80er Jahre an die Zeit erinnert, wo der Straßenverlauf noch Bachbett der „Glimbek“ war, lebt wirklich lange in der Gegend. Wer weiß noch, dass der Fluss seit Jahrzehnten verrohrt unter der Straße fließt? Mich bewegt der städtebauliche Hinweis von Frau T. und ich fühle die Glimbek quasi unter meinen Füßen fließen, wenn ich nun durch die lärmige Straße gehe.
Erst als ich nicht mehr in Flensburg lebe, erwecke ich für kurze Zeit die Glimbek auditiv wieder zum Leben und akzentuiere immateriell noch zwei weitere bemerkenswerte Orte in Flensburg.
„Katja Kölle schuf in einer Installation in Flensburg 1996 surreale Orte. Malerei mit Licht auf Mauerwerk und Pflaster, Klänge, die einen plätschernden Bach, der durch eine Asphaltstraße überdeckt worden war, wieder in Erinnerung riefen, mehr noch der Duft von Orangenblüten, der sich in einer Grotte ausbreitete, die einmal zu einer klassizistischen Gartenanlage gehörte – all dies verfremdete die gewohnten Sinneseindrücke und öffnete emotionale Innenräume“.*
Licht – Klang – Duft
Doppelprojektion von Farblichtstreifen, 2-kanaliges Bachplätschern, 2 Lautsprecher, Speichermedien/Kabel/Audiotechnik, Orangenaromen
Licht – Klang – Duft Ortsbezogene Installationen im öffentlichen Raum, Flensburg, 1996
* Aus: Helga de la Motte-Haber: Klangkunst – Alternative oder Ergänzung zur traditionellen Präsentationsform von Kunst, in: Johannes Fritsch (Hrsg.): Veröffentlichungen des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung, Bd. 38, Alternativen, Mainz, 1998, S. 59