Tempestoso al niente

Bereits in jungen Jahren konnte Beethoven hohe Frequenzen nicht mehr hören. Daneben klagte er über das „Sausen und Brausen“ in seinen Ohren und litt neben Tinnitus auch an Hyperakusis, einer Überempfindlichkeit gegen lauten Schall. Beethovens Hörhilfen sehen sehr peinigend aus. Die Einnahme von allerlei Pillen und Substanzen konnten sein Hörvermögen nicht verbessern, sondern führten zur langsamen Vergiftung. Der unaufhaltsame Verlust seines Hörsinns ist medizinisch erforscht und kann anhand von Simulationen nachvollzogen werden.

Bei meiner an einen Versuchsaufbau erinnernden Installation steht eine Glashaube mit flachem Holzsockel auf einem Lautsprecher. Unter dem Glassturz befindet sich ein weiterer Lautsprecher. Während der erste Lautsprecher seinen Schall auf Sockel und Haube überträgt, die als Resonanzkörper den Klang verstärken, wird der Schall des Lautsprechers unter der Glashaube gedämpft.

Der Lautsprecher unter der absorbierenden Glasglocke überträgt eine Schichtung von acht Einspielungen der 8. Sinfonie. Obwohl sie auf einen Schlag beginnen, klingt die Schichtung schnell verstimmt und driftet im Verlauf weiter auseinander. Der Lautsprecher unter dem flachen Holzsockel überträgt weißes Rauschen, das den sich auflösenden Orchesterklang in kurzen gleichmäßigen Abständen überlagert.


Tempestoso al niente
Klangobjekt, 2-kanalige Klangarbeit, zwei Lautsprecher, Speichermedien/Kabel/Audiotechnik, Holzsockel, Glashaube, 44 x 24 cm Ø

Meeresstille BTHVN2020, Wilhelm-Fabry-Museum, Hilden, 2021
Meeresstille BTHVN2020, BBK Kunstforum, Düsseldorf, 2020