Lutz Jahre, Kulturbüro Flensburg

Katja Kölle – K L A N G N E T Z Schleswig-Holstein
Ein Kunstprojekt vom 20. August – 6. Oktober 2002


Zu sehen gibt es in Schleswig-Holstein viel – beispielweise einzigartige Landschaften, beeindruckende Küstenpanoramen oder traditionsreiche Städte. Ein feingliedriges, historisch gewachsenes Netzwerk aus Landschaft und Kultur – auf Postkarten tausendfach verewigt. Doch wer sich getreu dem Motto „Wer Ohren hat, der höre“ neben dem reinen Sehen auf weitere Sinne einlässt, erfährt das vermeintlich Vertraute gänzlich anders.

Die bei Düsseldorf lebende Künstlerin Katja Kölle hat in den vergangenen Jahren ihr „Ohrenmerk“ auf die besondere Klanglandschaft in Schleswig-Holstein gerichtet. Als ein Ergebnis ihrer Forschungen präsentiert sie in diesem Spätsommer vom 20. August bis zum 6. Oktober das „K L A N G N E T Z Schleswig-Holstein“ mit Installationen in fünf ausgewählten schleswig-holsteinischen Städten. Ausgangsmaterial der Arbeiten sind Klänge, Töne, und Geräusche, die sie in den vergangenen Jahren in Flensburg, Schleswig, Husum, Lübeck und Kiel aufgenommen hat und die nun zu konzentrierten Klangbildern verwandelt zu ihrem Ursprung zurückkehren. Die Installationen befinden sich jeweils an markanten Orten im öffentlichen Raum bzw. in öffentlichen Gebäuden und greifen den besonderen Charakter der jeweiligen Orte auf. Die Künstlerin verwandelt die Atmosphäre vertrauter Räume durch das Hinzufügen zum Ort korrespondierender Klänge. Die Orte erlangen dadurch – manchmal fast unmerklich – eine weitergehende hörbare Gestalt und werden als Kunsträume und sinnliches Ganzes neu erlebbar.

Das K L A N G N E T Z Schleswig-Holstein beginnt am 20.8. im Norden des Landes, in Flensburg, mit einer Installation im Außenfahrstuhl der Stadtbücherei sowie der „Klanglinie“ an der Hafenspitze. Der Wind verwandelt Leuchtkörper zu Klangkörpern und bringt den Laternen der Hafenpromenade (deren Schirme mit beweglichen Klangerzeugern versehen sind) poetische Töne. In Schleswig werden zwei mit Efeu überwachsene Häuser zum Klingen gebracht. Darauf folgen Stationen in Husum (Klangfenster im Nordflügel des Rathauses) sowie in Lübeck. Dort befinden sich in zwei Kircheninnenräumen die vielleicht konzentriertesten und dichtesten Arbeiten des gesamten Klangnetzes. In Kiel, der Landeshauptstadt, schließt sich das Netz. In der Stadtbücherei wird Katja Kölle ein klingendes Buch auslegen und im Foyer der Stadtgalerie einen interaktiven, rhythmischen Parcours aufbauen, der aus 100 Plastikenten besteht, die einzeln zu schnattern beginnen, sobald durch die Passanten ihr jeweiliger Bewegungsmelder ausgelöst wird. Vom 6.9. bis 19.9 sind alle Orte über die Installationen miteinander vernetzt. Bis zum 6.10. verklingen sie nacheinander.

Die überwiegend mit leisen Tönen und Geräuschen arbeitenden Klanginstallationen stehen jeweils im unmittelbaren Dialog mit dem Raum, in dem sie sich ereignen. Manche der Klänge sind rau, andere liegen an der Wahrnehmungsschwelle und können leicht übertönt oder überhört werden. Durch den bewusst gewählten Einsatz von subtilen, manchmal kaum wahrnehmbaren Klängen verwandelt sich öffentlicher Alltagsraum zum Hörraum, zum Kunstraum auf Zeit, aus Passanten werden Hörer und vielleicht sogar „Zuhörer“. In diesem temporären Klangnetzwerk wird Entferntes und Ungleichzeitiges zueinander in Beziehung gesetzt. Die präsentierten Situationen und Geräusche sind vielfach gespiegelt und aufeinander bezogen. Die vielschichtig geknüpften Fäden und Bezüge verdichten sich auf mehreren Ebenen (u.a. gedanklich, zeitlich, räumlich) zu einem, das gesamte Land überspannenden Klangnetz.

Katja Kölle, geboren in Hamburg, studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Schwerpunkte ihrer künstlerischen Arbeit sind farbige Notationen, Klangobjekte und Installationen in Stadtlandschaften. Eine ihrer in Schleswig-Holstein realisierten Stadtinstallationen ist das Projekt: „Licht, Klang, Duft, Installationen in der Flensburger Innenstadt“ 1996.

Das K L A N G N E T Z Schleswig-Holstein findet in Kooperation mit der Stadtgalerie Kiel und der Stadtbücherei Kiel, dem Kulturbüro Flensburg, dem Fachbereich Kultur und dem Stadtmuseum Schleswig, dem Museumsverbund Nordfriesland der Stiftung Nordfriesland und der Stadt Husum, sowie mit der Aegidienkirche des evangelischen Kirchenkreises und der katholischen Propsteikirche Lübeck statt.

Das K L A N G N E T Z Schleswig-Holstein wird durch die KomTel GmbH, Flensburg, gefördert.